Auszüge aus den Briefen der letzten 10 Jahre

Extrema, 1.11.1993

Liebe Frau Renate Rothe,

Darf ich uns vorstellen? Oscar und Renata, wir führen zusammen das Waisenheim in Extrema, Brasilien.

Was ist unser Ziel? Wir möchten brasilianische Straßenkinder aufnehmen auf unserem Bauernhof und ihnen dort eine positive Lebenseinstellung mitgeben fürs Leben.

Wo wird das stattfinden? Auf einem Bauernhof im Süden von Minas Gerais. Wir haben dort Hühner, Kühe, Pferde, Ziegen, Gänse und Fischteiche, haben einen eigenen Gemüse- und Obstgarten und vor allem viel Grün und Wald.

Wie möchten wir das erreichen? Durch eine aktive Teilnahme am Leben auf dem Lande. Jedes Kind wird Verantwortung übernehmen, betreut ein Tier und macht mit im Gemüsegarten. Außerdem gibt es die Möglichkeit mit Holz und Stoff zu basteln, damit Fähigkeiten angelernt werden. Betreut werden sie von uns, unterstützt von mehreren Angestellten, die alle auf dem Gelände leben.

Wann geht es los? Im Dezember kommen die ersten 8 Kinder aus São Paulo. Zu erst werden wir arbeiten mit bis zu 30 Kindern. Später werden wir zusätzlich Kinder aufnehmen. Wir sind überzeugt, dass wir im Stande sind, sowohl materielle als auch emotionelle Förderungen den Kindern bieten zu können. Wir werden sie so lange erziehen, bis sie im Stande sind ein eigenes Leben in voller Verantwortung zu übernehmen.

 

Extrema, 1994

Über die Kinder:

Das erste Bad und neue Kleidung machen das erste Wunder. Nach einer Weile sind die meisten auch wurmfrei. Auch wird kaum noch auf dem Kopf gekratzt. Brillenträger werden versorgt und Zähne umgebaut. Viel Erfolg in der Schule haben wir leider nicht, nur vier Kinder haben das Jahr bestanden. Viele sind aber spät im Jahr in die Schule eingetreten. Das wird sich bestimmt bessern. Viele Ärzte und Rechtsanwälte werden wir aber nicht erzeugen. Muss ja auch nicht sein. Hauptsache, dass jedes Kind seine Fähigkeiten entfalten kann, die sind ja bei jedem Kind anders. Es ist gut zu wissen, dass wir mit euch in einer Welt leben, dass es eine Verbindung gibt.

 

Extrema, 11.11.1994

Es braucht viel Liebe. Geduld. Toleranz und Verständnis. Die Kinder sehen nach einem Bad und neuer Kleidung aus wie alle anderen. Aber der erste Eindruck täuscht. Das Leben hat aus ihnen ängstliche, misstrauische und aggressive Wesen gemacht. Damit eine Alternative für Lügen, Schlägereien, Drogen, Diebstahl, Vandalismus und sexuellen Missbrauch aufgebaut wird, brauchen wir viel Zeit. Liebe heilt mit der Zeit alle Wunden. Wir versuchen ein Zusammenleben aufzubauen, in dem Kinder stimuliert werden, wo es Gerechtigkeit gibt, in dem es sich sicher fühlt und akzeptiert wird, wo es unterstützt wird, damit es Selbstvertrauen und Vertrauen in Andere bekommt. Wir versuchen ein Verhältnis aufzubauen, das einen Ersatz bietet für die verlorenen Eltern. Um das zu erreichen, ist unser “Recanto São Francisco” da. Weit von der Stadt entfernt. In einer Berglandschaft. Fast wie eine Insel. Es entspricht ganz gewiss nicht der Wirklichkeit, der Außenwelt. Aber das muss ja nicht sein. Hier möchten wir zeigen, dass das Leben schön sein kann.

 

Extrema, Dezember 1994

Das Heim funktioniert, es hat jetzt 18 Kinder im Alter von 6 bis 16 Jahren. Die jüngeren Kinder werden bis jetzt schnell adoptiert. Auch hier ist das Interesse an Babys groß. Die älteren Kinder bleiben zurück. Meistens, weil sie schon so viel erlitten haben, das verlorene Vertrauen in die Welt und die Erwachsenen, eine ab und zu aggressive Haltung, und bestimmte Errungenschaften von der Straße direkt abschrecken. Da hat das Leben tiefe Narben zurückgelassen und es dauert lange, bevor das verlorene Vertrauen zurückgefunden wird. Auch wenn die Außenwelt unsere Kinder als schwere Fälle bezeichnet, haben wir viel Vertrauen für die Zukunft. Zum Glück helfen das Grün, Wasser und Berge die Energie neu zu kanalisieren. Im Heim ist viel Platz für Spiel und Aktivität. Da wird geschwommen, gepflanzt und Brot und Käse gemacht. Nach einer gewissen Zeit gibt es weniger Aggressivität und es ist mehr Platz für Friede und Harmonie. Wir haben aber nicht immer Erfolg. Wir müssen einsehen, dass wir Grenzen haben. Vier Kinder haben wir weiter schicken müssen. Wir waren nicht im Stande, ohne unsere Prinzipien und unseren Familiengeist aufzugeben, ihnen zu helfen. Da ist das Wohlbefinden der ganzen Gruppe in Gefahr. Helfen können wir nur denjenigen, die Wert auf das legen, was wir zu bieten haben. Wir haben viel lernen dürfen.

 

Extrema, April 1995

Die Kinder machen große Fortschritte. Wenn sie von der Straße von uns aufgenommen werden, wissen wir nie, ob wir wirklich helfen können. Nur wenn sie wollen und Hilfe akzeptieren, sieht man bald Besserung. Zum Glück können wir jetzt positiv voller Hoffnung von unseren Kindern reden. Langsam entfalten sie sich als normale Kinder voller Lebensfreude und Respekt vor den Rechten anderer. Liebe können diese Kinder nun geben, falls sie die Liebe bekommen werden. Das ist die beste Therapie um Hass, Ängste, Frustrationen, Aggressivität und Misstrauen zu beseitigen. Das ist für uns eine große Verantwortung und eine wunderschöne Herausforderung.

 

Extrema, August 1995

Die Preise sind in Brasilien fast höher als in Deutschland und die Bedürfnisse der Kinder sind groß. Durch falsche Ernährung und ihr vergangenes Leben ist viel zu tun, damit Spuren verschwinden. Erst hier werden die Kinder, nach vielen Jahren, wurmfrei. Mit spiritueller Hilfe, Pädagogen, Psychologen, Ärzten und viel Liebe, Geborgenheit und Geduld bekommen die Kinder wieder Glauben ans Leben. Dies nachdem sie sexuell missbraucht, brutal behandelt (ein Kind ist z.B. von seinen Eltern ins Feuer gehalten worden, weil es nicht aufhören wollte zu weinen) oder gezwungen worden sind, zu stehlen oder Drogen zu verkaufen. Ich möchte nicht übertreiben, aber ich bin immer wieder erstaunt darüber, wie ein Kind mit so einer Vergangenheit, sich als ein so liebes Wesen entfalten kann. Da kann man nur sagen, dass Liebe trotzdem stärker ist als Hass.

Ihr habt gefragt wohin das Geld geht.

Erstens für Einkäufe, im Supermarkt wird noch immer am meisten ausgegeben, auch wenn wir eigene Milch, Butter, Brot und Käse haben.

Zweitens Gehälter, es gibt insgesamt fünf Mitarbeiter im Haus und auf dem Bauernhof (ein Mindestgehalt in Brasilien liegt bei ca. 100 US $), und Transport, wir haben einen Traktor und einen Jeep von 1961, notwendig, da wir auf “unserer Insel” weit von der Stadt entfernt sind. Weiter haben wir noch immer Kosten beim Bau und Beendigung der Infrastruktur, aber da verdienen wir auf dem Bauernhof schon selber das Geld. Für Studium wird noch kein großes Geld ausgegeben, da die Kinder gerade erst anfangen. Sie sind ja noch nie zur Schule gegangen!

 

Extrema, 1997

Antwortbrief an unsere Jugendlichen

Am liebsten machen wir “Capoeira”. Das ist ein Tanz-Kampfsport, ohne dass man einander berührt. Es ist eine Überlieferung aus der Zeit der Sklaven, die durften ja nicht kämpfen, aber tanzen schon!

[ … ]

Wir lieben Musik, laut und ständig (auch wenn es den Erwachsenen auf den Wecker geht). Wir hören am liebsten Musica Caipira, das ist eine Art Country-Musik aus Brasilien. [ … ] Pop und Punk ist bei uns nicht sehr beliebt, aber was ist eigentlich “Techno”? Kann man das essen?

 

Extrema, 1998

Joselaine, eines der Mädchen, sie ist 12, war im Krankenhaus. Der Blinddarm musste raus. Jeder Eingriff in Brasilien ist ein Risiko. Für diejenigen, die Geld haben, ist die Verpflegung bestimmt so gut wie in Deutschland, für die anderen … (Träne aufgemalt!). Die Wunde hat sich schwer entzündet, kann auch nicht anders. Der Staat zahlt 18 US $ pro Krankenbett, davon müssen Ärzte, Schwestern, Essen, Putzmittel, Reparaturen und Medikamente bezahlt werden. So wird eine Wunde nur 1 x am Tag behandelt, wird dreckige Bettwäsche verwendet. Wir haben Joselaine aus dem Krankenhaus holen müssen und selbst gepflegt. Weiß nicht, was sonst passiert wäre. Dies in einem Land, wo bestimmte Politiker nach 4 Jahren “Arbeit” eine Altersrente fürs Leben bekommen, wo der amerikanische Präsident eifersüchtig werden würde. Schwer zu verstehen.

Im Heim haben wir endlich unser Auto umtauschen können. Das neue Auto hat sogar 20 Lebensjahre weniger, ein Toyota-Jeep von 1981. So lange die Räder nicht abfallen und der Motor nicht rausfällt, wird in Brasilien weitergefahren.

 

Extrema, Januar 2000

Trotz Schwierigkeiten (wir sind beraubt worden, Auto gestohlen, Geld gestohlen, Dokumente weg) fühlen wir uns stark. Wir leben in einer unheilen Welt. Groß ist die Herausforderung einen Beitrag zu leisten, diese Welt etwas gerechter zu machen. Es nützt nichts, zu reklamieren und sich zu ärgern. Wo man sich für das Gute einsetzt und versucht das Leben unserer Mitmenschen zu verbessern, gibt es immer Auswege und tut man sich immer finden. So vieles haben wir Gott zu verdanken und wissen, dass wir nie alleine stehen.

[ … ]

Ich freue mich zu sehen, wie unsere Kinder geschickt sind. Ich sehe, wie sie schon viele Fähigkeiten erworben haben und wenn es darauf ankommt, sie sich schon durchkämpfen können. Ich freue mich besonders, zusammen mit ihnen zu arbeiten. Handwerklich werden sie recht gut und haben viel Spaß bei der Arbeit. Habe noch immer das Gefühl, dass die Tage zu kurz sind und die Wochen zu schnell vorbei gehen.

 

Extrema, August 2001

Ihr seht, wir stehen nicht still. Viel Arbeit, aber auch große Erfolge. Die Kinder kommen wahnsinnig gut voran. Oft sind es die schwierigsten Kinder, bei denen man nachher die größte Befriedigung erhält. Sie sind diejenigen, die am schnellsten auf eine liebevolle Umgebung reagieren. Ich danke Gott und euch für die erreichten Erfolge. Alleine wäre unsere Arbeit nicht möglich. Gott beschütze euch, und ich hoffe. das ihr den Mut nicht verliert. Eure Aufgabe wird auch nicht immer einfach sein, denn nicht immer findet man Verständnis. Viel Kraft und Mut für eure Arbeit!

 

Extrema, Februar 2002

In Kurzem: wir sind nicht nur ein Waisenheim …. wir sind Ersatz-Familie, Psychologe und Schule zur gleichen Zeit. Vor allem versuchen wir, Lebensfreude und Eigenverantwortung wieder aufzubauen. Dazu viele Aktivitäten, wo Kinder wirklich Freude daran empfinden: Gemüsegarten, Fischteiche, Milch und Kühe, aber auch Handwerk und viel Sport und Spiel. Musik, Gesang, Theater, Zirkus und Akrobatik stehen im Mittelpunkt. Unsere Kinder haben vieles überlebt!!!

Brief von Oscar, Renata und Kinder

Extrema, 9.2.2002

Liebe Renate und Eine-Welt-Gruppe,

Seid mir nicht böse, dass ich so spät reagiere! Zeit … fehlt immer. Über 50 Kinder im Heim, ein zweites Heim in Brasilia de Minas und die indirekte Betreuung der Jugendlichen im Studentenheim gibt uns Arbeit (außerdem sollte ich auch noch Vater und Ehemann sein).

Es ist nicht das beste Material, aber eben, was uns zur Verfügung stand. Fotos, Prospekte und ein Videofilm.

In Kurzem: Wir sind nicht nur Waisenheim … wir sind Ersatz-Familie, Psychologe und Schule zur gleichen Zeit. Vor allem versuchen, wir Lebensfreude und Eigenwert wieder aufzubauen. Dazu viele Aktivitäten, wo Kinder wirklich Freude daran empfinden: Gemüsegarten, Fischteiche, Milch und Kühe, aber auch Handwerk und viel Sport und Spiel. Musik, Gesang, Theater, Zirkus und Akrobatik stehen im Mittelpunkt.

Unsere Kinder haben vieles überlebt!!!

Damit neue Möglichkeiten entfaltet werden können, muss viel Negatives abgebaut werden können. Das ist ja nur möglich, wenn ein Kind spürt, dass es geliebt wird. Es dauert, bevor Misstrauen, Angst und Wut Platz machen für eine positivere Lebenseinstellung. Dort, wo es Vertrauen gibt, kann auch korrigiert und neu orientiert werden.

“Eine herrliche Aufgabe.”

Ich danke Gott, dass es Euch gibt, damit unsere Aufgabe möglich bleibt.

Herzliche und liebe Grüße,

Oscar, Renata und Kinder

 

Originalbrief

Weihnachtskarte/-brief

Extrema, Dezember 2001

Liebe Eine-Welt-Gruppe,

Wir haben einen Brief bekommen. Wir werden einen Videofilm und Fotos schicken. Gib uns Zeit bis nach den Festen. Ende des Jahres haben wir immer Hochbetrieb. Die Kinder haben letztes Wochenende eine tolles Fest organisiert in Toledo. Sie haben dort gesungen, Theater gespielt, Zirkus und Akrobatik. Sie kommen gut voran.

Frohe Weihnachten für alle und viel Liebe, Glück und Freude für 2002,

Oscar, Renata, Thomas, Helfer und Kinder

vielen Dank für die treue Spende.

2001-12_WeihnachtsbriefAm wichtigsten ist der aktuelle Moment.
Was unsere Eltern waren, spielt keine Rolle: Was zählt, ist, was du jetzt bist.
Der gegenwärtige Moment ist der Schöpfer deiner Zukunft.
Dein Glück basiert auf deinen aktuellen Gedanken.
Wir sind Sklaven von gestern, aber wir besitzen unsere Zukunft.
Richte viel Aufmerksamkeit auf den aktuellen Moment, auf alles, was du gerade jetzt machst, weil das “Morgen” auf dieser Erfahrung basiert.

Brief von Oscar

Extrema, im August 2001

Liebe Eine-Welt-Gruppe,

Lange haben wir nichts mehr von uns hören lassen. In dieser Zeit ist viel passiert. Die Bewohner im Recanto werden immer mehr. Wir haben hier im Haus jetzt 50 Kinder und 8 Jugendliche wohnen in 2 Studentenhäusern im Dorf.

Außerdem haben wir die Verantwortung für ein zweites Waisenhaus im Norden von Minas Gerais übernommen. Dort ist im Moment zwar nur eine kleine Gruppe von 8 Kindern, aber das Heim musste fast geschlossen werden, weil die Mittel, um es aufrecht zu erhalten, fehlten. Zurzeit sind wir dabei, unsere Dokumente in Ordnung zu bringen, damit wir endlich staatlich anerkannt werden.

Die Kinder, die neu reingekommen sind, machen uns viel Arbeit. Auch sie sind fast alle physisch oder sexuell missbraucht worden. Mit den Freiwilligen und Psychologen der Gemeinde kommen wir inzwischen nicht mehr aus. Das Bedürfnis ist riesig und wir brauchen unbedingt einen angestellten Psychologen, der ständig da ist.

Im Moment ist Thomas wieder da, er hatte drei Jahre lang mit den Kindern Theater gespielt. Wir hatten damals mehrere Aufführungen hier in der Gegend. Zum Glück will er diese Arbeit fortführen. Auf diese Weise können die Aggressionen und Frustrationen der Kinder prima kanalisiert werden, und den Kindern macht es wahnsinnigen Spaß.

Auch die Fähigkeiten des brasilianischen Kampfsports Capoeira helfen da.

Zum Glück haben wir auch immer wieder Hilfe von Freiwilligen aus Europa. Junge Leute, die ein paar Monate zusammen mit den Kindern lachen, weinen, spielen und arbeiten. Wir hatten zwei Mädchen aus Deutschland und jetzt sind zwei Holländer da. Die Jugendlichen geben den Kindern viel Liebe und Aufmerksamkeit, was die Kinder in großen Maßen brauchen.

Wir haben jetzt auch einen neuen Musiklehrer. Er ist ein netter Kerl für Theater, Gesang und alles, auf das man drauf schlagen kann. Die Kinder lieben ihn, nur weiß ich nicht, wie lange ich es mit ihm aushalte, soviel Lärm hatte ich in meinem ganzen Leben noch nicht. Er hilft unseren Lehrern bei den Hausaufgaben. Für eine Person ist das schon lange nicht mehr möglich.

Unser Markt funktioniert gut. Vor einem Jahr haben wir allein angefangen und jetzt gibt es schon 16 Stände. Da dürfen wir stolz sein. Wir verkaufen Handarbeiten, organisch angebautes Gemüse, Vollkornbrote, Vollkornkekse, Tahine, Marmelade, Honig, Propolis (Gelee Royal), Kräuter und junge Pflanzen. Wir haben schon ein Angebot unserer Waren an der Uni in Bragança verkauft. Mal sehen, ob wir das alles schaffen.

Ihr seht wir stehen nicht still. Viel Arbeit, aber auch große Erfolge. Die Kinder kommen wahnsinnig gut voran. Oft sind es die schwierigsten Kinder, bei denen man nachher die größte Befriedigung erhält. Sie sind diejenigen, die am schnellsten auf eine liebevolle Umgebung reagieren. Ich danke Gott und euch für die erreichten Erfolge. Alleine wäre unsere Arbeit nicht möglich. Gott beschütze euch, und ich hoffe, dass ihr den Mut nicht verliert. Eure Aufgabe wird auch nicht immer einfach sein, denn nicht immer findet man Verständnis. Viel Kraft und Mut für eure Arbeit.

Mit den besten Wünschen,

Oscar

 

Originalbrief

Weihnachtskarte/-brief

Extrema, Dezember 2000

Wenn es mir gelingt, still zu stehen … überfällt mich ein Gefühl von Glück! Ich bin dankbar für eure Hilfe. Ihr seid da, setzt euch ein und … kämpft genauso wie wir für eine bessere Welt … für alle!

Frohe Weihnachten,

Oscar, Renata und Kinder

2000-12_WeihnachtsbriefA vida passa tão depressa.
Pare um momento e dê uma olhada nela.

Übersetzung:
Das Leben geht so schnell vorbei.
Nehmen Sie sich einen Moment Zeit und werfen Sie einen Blick darauf.

Brief von Oscar

Extrema, 15.5.2000

Es hat sich einiges getan. Das Jahresende war nicht leicht. Wir haben die Ferien unterbrechen müssen, weil wir beraubt worden sind. Einmal zuhause wurde auch noch unser Käfer gestohlen. Wir haben uns wieder erholen können. Zum Glück ist eine Steuer, die für solche Einrichtungen wie die unsere, geplant war, für ungültig erklärt. Da hatten wir Geld für einen gebrauchten Käfer zur Verfügung.

Wir haben im Moment 28 Kinder, der Jüngste ist 5 Jahre alt. Die Mehrheit um die 12-13 Jahre. Vier Jugendliche werden in diesem Jahr 18 werden. Sie werden zwar weiter studieren, aber da ist es wichtig, dass sie, falls möglich, tagsüber arbeiten. Wir sind dabei, soviel wie möglich Berufsausbildungen für sie auszusuchen. Die Kosten sind auch nicht gering. Wir sind dabei, Unternehmen dazu zu bewegen Börse für diese jungen Leute aufzubauen. Selber sind wir dazu nicht im Stande.

Wir haben im Moment sechs Mitarbeiter, Renata und ich, Elianora und Toninho, Bach, unser Koch und Marcilio, unser Lehrer.

Marcillio hat vor zwei Monaten angefangen, eine irre Hilfe. Da macht sich schon einiges an der Schule bemerkbar. Wir danken Gott für solche wunderbaren Menschen.

Toninho arbeitet 24 Stunden am Tag immer fröhlich und gutgelaunt, zwar ohne Schulung, aber durch seine Liebe, Lebenseinstellung und Einsatz ein prima Vorbild.

Elianora ist zwar noch recht jung, 22, aber wie eine Mutter sein sollte. Sie ist immer da, hilfsbereit, kennt sich mit allem aus, verwöhnt, korrigiert, motiviert und hört zu.

Bach, ein ewiger Junggeselle, ein Meister in der Küche, verantwortlich für die paar Kilo, die jeder zugenommen hat. Kochen ist für ihn wie ein Gottesdienst …

Die neuen Kinder machen viel Arbeit. Sie müssen ständig beaufsichtigt werden. Viele Angewohnheiten müssen geändert werden. Sie brauchen viel Aufmerksamkeit. Eine Bestätigung, dass sie da sind, wichtig und besonders sind. Der Eigenwert muss aufgebaut werden. Zum Glück haben wir viel Hilfe von den älteren Kindern.

Wir sind dankbar für eure Hilfe, die tatsächlich grenzenlos ist. Ohne Leute wie ihr, wäre unsere Arbeit undenkbar. Hoffentlich haben die Fotos den erwünschten Erfolg. Ich wollte nicht noch länger warten, deshalb schicke ich Fotos, die mir jetzt zur Verfügung stehen.

Wir grüßen alle von eurer Gruppe ganz herzlich und hoffen, dass eure Gesundheit und Gottes Segen behalten werden.

Um abraco,

Oscar H A M Brenninkmeijer

 

Originalbrief

Brief von Oscar, Renata und Kinder

Extrema, 24.01.2000

Liebe Renate, Margarete, Birgit, Ines, Dorothée, Simona und Loreen,

Vielen Dank für euren Brief. Die Fotos haben wir aufgehängt, damit die Kinder sich euch vorstellen können. Wir danken euch für eure Hilfe und Unterstützung, damit sich unsere Arbeit immer verbessern lässt.

Trotz Schwierigkeiten (wir sind beraubt worden, Auto gestohlen, Feriengeld gestohlen, Dokumente weg) fühlen wir uns stark. Wir leben in einen unheilen Welt. Groß ist die Herausforderung, einen Beitrag zu liefern, diese Welt etwas gerechter zu machen. Es nützt nichts, zu klagen und sich zu ärgern. Wo man sich für das Gute einsetzt und versucht, das Leben unserer Mitmenschen zu verbessern, gibt es immer Auswege und es wird sich immer alles finden. So vieles haben wir Gott zu verdanken und wir wissen, dass wir nie alleine stehen.

Unserem Freund Thomas, der ein zweites Waisenheim eröffnet hat in Brasília de Minas, verbringt mit seinen Kindern die Ferien bei uns auf dem Sitio. Ein volles Haus. Kinder schlafen auf dem Boden und essen in Schichten, aber alle sind zufrieden. Zum Glück haben wir gutes Wetter, damit sie alle ruhig schwimmen und draußen spielen können. Thomas hat 1½ Jahre bei uns als Freiwilliger mitgeholfen. Er macht Zirkus und Theater mit den Kindern. Das macht uns in dieser Zeit viel Spaß. Vorläufig hat er eine Unterkunft von der Gemeinde im Dorfzentrum. Er kämpft sich durch, damit er ein Sitio kaufen kann außerhalb der Stadt. Mit Gottes Hilfe wird ihm das gelingen.

Wir haben das Jahresende ausgenutzt, um eine große “Limpesa” (Säuberung) zu machen. Haben versucht, alles was kaputt war, zu reparieren, neu zu färben, alles, was nicht benutzt wurde, einen neuen Zweck zu geben.

Ich freue mich zu sehen, wie unsere Kinder geschickt sind. Ich sehe, wie sie schon viele Fähigkeiten erworben haben und, wenn es darauf ankommt, sie sich schon durchkämpfen können. Ich freue mich besonders, zusammen mit ihnen zu arbeiten. Handwerklich werden sie recht gut und haben viel Spaß bei der Arbeit. Habe noch immer das Gefühl, dass die Tage zu kurz sind und die Wochen zu schnell vorbei gehen. Es gibt ständig vieles, das wir noch gerne anfassen würden.

Wir hoffen, dass ihr auch durchhaltet. Dass ihr den “Spaß” am helfen nie verlieren werdet. Ich glaube noch immer, dass es wichtiger ist, “wie” man etwas macht (mit welchem Seelenzustand), als was man macht.

Gottes Schutz und um Abraço von uns allen,

Oscar, Renata und Kinder

 

Originalbrief

Weihnachtskarte/-brief

Extrema, Dezember 1999

Im Namen von allen Kindern und Mitarbeitern Frohe Weihnachten für eine Welt.

Liebe Renate, liebe Eine-Welt-Gruppe,

Wir sind dankbar für Menschen, die schon so viele Jahre mitkämpfen und versuchen zusammen mit uns diese Welt etwas gerechter zu machen für alle.

Ich habe, glaube ich, geschrieben, dass Maria und Hailtan nicht mehr bei uns sind. Dafür ist jetzt „Bach“ gekommen. 48 Jahre alt, ledig, aber hat schon viele Jahre in einer Kommunität gearbeitet. Er kann sich also gut anpassen und einleben. Ein lieber Mensch, der uns viel zu bieten hat. Kennst sich gut aus mit Handwerksarbeiten, ist ein professioneller Koch und ist sehr liebe und verantwortungsvoll. Maria hat 8 Jahre bei uns gearbeitet. Seit dem Anfang und während des Baus! Sie wird uns fehlen, aber bekommt/hat ihr eigenes Kind und fängt in Toledo neu an.

Ein Freund von uns, Thomas Edson hat nach dem er 1½ Jahre mit uns gearbeitet hat, jetzt ein neues Waisenheim eröffnet in Brasilia de Minas. Wir unterstützen ihn in allem, was möglich ist und er hat schon gute Erfolge. Er hat in dem Dorf 15 Kinder permanent von der Straße gezogen. 14 weitere kommen zum Duschen, Essen, Schlafen. Wenn wir das Haus umändern können vom Dorf auf dem Sitio, werden die anderen auch mitkommen.

Also, trotz Schwierigkeiten, die es immer gibt, kommen wir gut voran. Wir fühlen uns von Gott beschützt, und von vielen lieben Menschen geholfen. Es macht viel Freude zu sehen, wie alles wächst, vorankommt und sich positiv entfaltet.

Viele liebe Grüße, frohe Weihnachten und ein gesegnetes Jahr 2000 für alle!!

Oscar, Renata und Kinder

 

Originalbrief

 

1999-12_WeihnachtsbriefDer Gott aber der Geduld und des Trostes gebe euch, dass ihr einträchtigt gesinnt seid untereinander, Christus Jesus gemäß, damit ihr einmütig mit einem Munde Gott lobt, den Vater unseres Herren Jesus Christus. (Römer 15,5-6)
Danke für die Unterstützung, die Zuneigung, die Anregungen und die Zusammenarbeit.
Frohe Weihnachten und viel Frieden für das Jahr 2000

Weihnachtsbrief

Extrema, Weihnachten 1998

1998-12_WeihnachtsbriefHeiliger Nikolaus, ich liebe dich. – Frohe Weihnachten für Sie und Ihre Freunde

Liebe Eine-Welt-Gruppe, liebe Renate,

Wir sind glücklich, dass es euch gibt. Wir danken für eure Hilfe und euren Einsatz für unsere Kinder. Es gibt eine Bruderschaft zwischen uns, die uns Kraft und Motivation gibt. Ohne eure Hilfe und die Hilfe von den vielen Anderen hätten wir nicht überleben können. Wir bitten Gott, euch zu schützen und zu helfen, da wo es nötig ist.

Bei uns im Heim ist soviel los, dass es kaum Zeit zur Besinnung gibt. Wir haben jetzt 32 Kinder. Außer 3, haben alle Kinder den Schritt zum nächsten Schuljahr geschafft. Dies ist bestimmt eine super Leistung.

Wir haben eine neue Mitarbeiterin, Alice. Sie hat 13 Jahre als Pädagogin auf einer Rudolf-Steiner-Schule gearbeitet. Ab diesem Monat ist sie 24 Stunden pro Tag mit dabei. Sie kommt als Freiwillige und wird den Kindern beim Studium und den Handarbeiten begleiten. Sie hat außerdem Schreinerin und Maurerin gelernt.

 

Originalbrief

Brief von Oscar, Renata und Kinder

Extrema, 30.05.1998

Liebe Eine-Welt-Gruppe, liebe Renate, Margarete, Ines, Birgit und Firmanden,

Lange haben wir schon nicht mehr geschrieben und vieles ist passiert. Unser Studentenhaus in der Stadt – eigentlich Dorf – funktioniert. Drei Kinder oder Jugendliche leben dort, studieren abends und arbeiten tagsüber.
Marcello hat eine schöne Arbeit. Er sorgt für die Wiederbepflanzung von der Gegend (auch hier ist viel abgeholzt). Er macht einen Informatik-Kurs und bekommt sogar bald einen Führerschein.
Rebecca war lange sehr krank, ist schwer abgemagert, aber alles ist wieder im Griff. Sie arbeitet in einem Kindergarten.
Paulo hat es schwer in der Schule, mit 17 Jahren kann er noch nicht lesen und schreiben. Er ist jetzt abends in einer Sonderschule und macht einen Intensivkurs – Fischzucht – damit er in diesem Bereich eine Arbeit findet.
Die drei versorgen sich selbst und kommen nur am Wochenende ab und zu hoch (nach Hause).

Auch Joselaine, eines der Mädchen, sie ist 12, war im Krankenhaus. Der Blinddarm musste raus. Jeder Eingriff in Brasilien ist ein Risiko. Für die, die Geld haben, ist die Verpflegung bestimmt, so gut wie in Deutschland, für die anderen …. (aufgemalte Träne) Die Wunde hat sich schwer entzündet. Kann auch nicht anders. Der Staat zahlt 18 US$ pro Krankenbett, davon müssen Ärzte, Krankenschwester, Essen, Putzmittel, Reparaturen, Medikamente, alles bezahlt werden. So wird eine Wunde nur 1 x am Tag behandelt, weil alles fehlt im Krankenhaus wird fü Verbände ausgekochte Bettwäsche verwendet. Wir haben Joselaine aus dem Krankenhaus holen müssen und selbst verpflegt. Weiß nicht, was sonst passiert wäre. Dies in einem Land, wo bestimmte Politiker nach 4 Jahren “Arbeit” eine Altersrente fürs Leben bekommen, wo der amerikanische Präsident eifersüchtig werden würde. Schwer zu verstehen.

Im Heim haben wir endlich unser Auto umtauschen können. Das neue Auto hat sogar 20 Lebensjahre weniger. Ein Toyota-Jeep von 1981. Solange die Räder nicht abfallen und der Motor nicht ausfällt wird in Brasilien weiter gefahren.

Wir sind dabei uns auf die “Festa Junina” vorzubereiten. Es ist das wichtigste Volksfest in unserer Gegend. Feuer, Volkstanz, es wird gesungen, lebendige Musik und viele, viele Spiele. Die Kinder freuen sich schon lange und die Vorbereitung dauert Monate.

Auch haben wir jetzt eine feste Hilfe (Freiwillig) für Handarbeiten und “Capoeira”. Im Moment wird viel gemacht aus Makramée. Capoeira ist ein Kampfsport oder Tanz, bei dem man einander nicht berühren darf. Sehr schön zu sehen, kanalisiert Aggressionen und gibt Selbstkontrolle. Capoeira ist schon sehr populär in Europa, habe ich gehört, vielleicht kennt ihr es.

Renata und mir geht es mehr als ausgezeichnet. Im Juli erwarten wir unser drittes Kind. Diesmal wahrscheinlich ein Mädchen. Es sind schon zu viele Männer im Haus. Nur schwierig für mich Renata die Zeit zu geben, die sie in diesem Moment braucht. Ich kann mich nicht aufteilen und da kommt immer soviel auf mich zu. Mit so vielen Leuten in einem Haus, ist es schwierig einen Moment der Ruhe zu finden, aber … man findet sich damit ab. Ich fühle mich noch immer glücklich das leben zu können, was für mich ein Traum war.

Ich habe es nie gefragt, aber würde einer von euch Interesse haben, mal vorbeizukommen oder sogar mitzuhelfen für eine längere Zeit (zum Beispiel einer der Jüngeren nach dem Abitur). Ihr seid ja immer mehr als willkommen!

Viele liebe Grüße,

Oscar, Renata und Kinder

P.S. Ein Reporter aus Deutschland hat bei uns gefilmt. Er war vom ARD. Es war schon im Fernsehen. Hat einer von euch uns gesehen?

 

Originalbrief

Weihnachtskarte

Extrema, Weihnachten 1997

Liebe Eine-Welt-Gruppe,

wir haben lange nichts hören lassen, haben euch aber nicht vergessen. Unseren Kindern geht es gut. Bald werden wir neue Kinder aufnehmen können, da unser Studentenhaus am Ende des Jahres fertig ist. Die Jungen um die 18 gehen dort hin. Können hier schon arbeiten und abends weiter studieren.

Liebe Grüße,

Oscar, Renata und Kinder

Weihnachtsbrief

Extrema, Dezember 1997

1997-12_WeihnachtsbriefWir möchten uns für all die Hilfe bedanken, die wir im Laufe des Jahres bekommen haben.
Wir sind dankbar für die Freundschaft, die Anstrengungen für uns, die Verbesserungsvorschläge.

Wir sind dankbar für alle kleinen und großen Ergebnisse, die Realisierung unserer Studentenunterkünfte in der Stadt, Die vielen Kurse, die wir innerhalb von SENAR realisieren konnten, die hervorragenden schulischen Leistungen und die vielen Verbesserungen innerhalb und außerhalb unseres Hauses.

Wir sind dankbar für all die Personen, die mit uns zusammenarbeiteten, die gemeinsam mit uns für eine kurze oder längere Zeit gearbeitet haben.

Dankbar sind wir für die Kinder, um die wir uns kümmern dürfen, für ihre Entwicklung in positive und hilfsbereite Jugendliche.
Wir sind auch dankbar für all die Schwierigkeiten und Unglücke, die wir zu bewältigen hatten, die uns geholfen haben, uns für unsere täglichen Aufgaben zu stärken.

Frohe Weihnachten und ein frohes 1998,

Oscar, Renate, Kinder und Mitarbeiter