Extrema, 24.01.2000
Liebe Renate, Margarete, Birgit, Ines, Dorothée, Simona und Loreen,
Vielen Dank für euren Brief. Die Fotos haben wir aufgehängt, damit die Kinder sich euch vorstellen können. Wir danken euch für eure Hilfe und Unterstützung, damit sich unsere Arbeit immer verbessern lässt.
Trotz Schwierigkeiten (wir sind beraubt worden, Auto gestohlen, Feriengeld gestohlen, Dokumente weg) fühlen wir uns stark. Wir leben in einen unheilen Welt. Groß ist die Herausforderung, einen Beitrag zu liefern, diese Welt etwas gerechter zu machen. Es nützt nichts, zu klagen und sich zu ärgern. Wo man sich für das Gute einsetzt und versucht, das Leben unserer Mitmenschen zu verbessern, gibt es immer Auswege und es wird sich immer alles finden. So vieles haben wir Gott zu verdanken und wir wissen, dass wir nie alleine stehen.
Unserem Freund Thomas, der ein zweites Waisenheim eröffnet hat in Brasília de Minas, verbringt mit seinen Kindern die Ferien bei uns auf dem Sitio. Ein volles Haus. Kinder schlafen auf dem Boden und essen in Schichten, aber alle sind zufrieden. Zum Glück haben wir gutes Wetter, damit sie alle ruhig schwimmen und draußen spielen können. Thomas hat 1½ Jahre bei uns als Freiwilliger mitgeholfen. Er macht Zirkus und Theater mit den Kindern. Das macht uns in dieser Zeit viel Spaß. Vorläufig hat er eine Unterkunft von der Gemeinde im Dorfzentrum. Er kämpft sich durch, damit er ein Sitio kaufen kann außerhalb der Stadt. Mit Gottes Hilfe wird ihm das gelingen.
Wir haben das Jahresende ausgenutzt, um eine große “Limpesa” (Säuberung) zu machen. Haben versucht, alles was kaputt war, zu reparieren, neu zu färben, alles, was nicht benutzt wurde, einen neuen Zweck zu geben.
Ich freue mich zu sehen, wie unsere Kinder geschickt sind. Ich sehe, wie sie schon viele Fähigkeiten erworben haben und, wenn es darauf ankommt, sie sich schon durchkämpfen können. Ich freue mich besonders, zusammen mit ihnen zu arbeiten. Handwerklich werden sie recht gut und haben viel Spaß bei der Arbeit. Habe noch immer das Gefühl, dass die Tage zu kurz sind und die Wochen zu schnell vorbei gehen. Es gibt ständig vieles, das wir noch gerne anfassen würden.
Wir hoffen, dass ihr auch durchhaltet. Dass ihr den “Spaß” am helfen nie verlieren werdet. Ich glaube noch immer, dass es wichtiger ist, “wie” man etwas macht (mit welchem Seelenzustand), als was man macht.
Gottes Schutz und um Abraço von uns allen,
Oscar, Renata und Kinder