Kleine Hände – großer Profit, Vortrag vom Buchautor und Kinderrechtsexperten Benjamin Pütter, MTB 31.3.18

Kleine Hände – großer Profit

Vortrag vom Buchautor und Kinderrechtsexperten Benjamin Pütter


Kinder ohne Kindheit: so wie dieses Mädchen, arbeiten unzählige indische Kinder in Ziegelhütten oder Steinbrüchen. Foto: AP

Seit über 30 Jahren setzt sich Benjamin Pütter aktiv gegen Kinderarbeit ein, zuletzt vor allem in indischen Steinbrüchen. All seine Erfahrungen hat er in seinem Buch „Kleine Hände – großer Profit“ niedergeschrieben und darüber berichtete er auf Einladung der Fairtrade-Gemeinden Hirschberg, Weinheim und Schriesheim in der Alten Synagoge in Leutershausen.

86 % der Deutschen sprechen sich gegen Kinderarbeit aus, vergessen jedoch häufig dabei, dass auch wir immer wieder Produkte verwenden, die mit Kinderarbeit hergestellt wurden. Nachdem in den 90-er Jahren durch eine Kampagne die Kinderarbeit in der Teppichindustrie fast ausgerottet war, findet man leider heutzutage in Teppichwebereien in Indien wieder verstärkt Kinder – und niemand spricht mehr darüber.

Ebenso verrichten Kinder ausbeuterische und gesundheitsgefährdende Schwerstarbeit in indischen Steinbrüchen – und wir verlegen häufig auf diese Weise hergestellte Pflastersteine auf unseren Plätzen in Deutschland, bestellen Grabsteine und Terrassen- und Küchenarbeitsplatten für unseren Gebrauch, ohne daran zu denken, dass Kinder hieran beteiligt waren.

Aber was ist überhaupt Kinderarbeit? „Kinder unter 15 Jahren, die nicht in die Schule gehen dürfen, weil sie arbeiten müssen“ bezeichnet man als Kinderarbeiter. Und wenn diese Arbeit auch noch – wie oben beschrieben – ihre Gesundheit gefährdet und sie wie Sklaven gehalten werden, dann verstoßen die Arbeitgeber umso mehr gegen die von fast allen Staaten der Welt verabschiedeten Kinderrechte und die Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeits-Organisation (ILO).

Wie können Kinder aber vor Kinderarbeit geschützt werden? Bildung ist der beste Schutz vor Kinderarbeit und ein Weg aus der Armutsspirale. Dazu muss jedoch der staatliche Bildungsbereich verbessert werden und die Eltern Arbeitsmöglichkeiten erhalten, in denen sie genug für den Unterhalt ihrer Familien verdienen (z.B. Seiden- oder Bienenzucht). Auch Aufklärungs- und Lobbyarbeit ist wichtig.

Und wie können wir dazu beitragen? JedeR kann bei seinem eigenen Konsumverhalten beginnen und grundsätzlich für sich festlegen, dass er keine Produkte erwerben will, bei denen nicht ausdrücklich und transparent Kinderarbeit ausgeschlossen ist. Es gibt viele Siegel, die uns Konsumenten dabei helfen können. Bei Grabsteinen z.B. gibt es 2 Siegel, denen man vertrauen kann: Xertifix und Fair Stone.

Auch die Schüler der 4. Klasse, die Benjamin Pütter in der Martin-Stöhr-Schule besuchte, waren sehr betroffen zu sehen, dass Kinder ihres Alters in Indien schon so schwer schuften müssen und dass ihre Lebenserwartung im Durchschnitt nur 30 Jahre beträgt, wenn sie ihr Leben lang in den Steinbrüchen gearbeitet haben.

Artikel aus dem Mitteilungsblatt Nr. 13, 31.03.2018