In wenigen Tagen beginnt die COP26 in Glasgow. In einem offenen Brief wenden sich Fairtrade Farmer an die Weltgemeinschaft.
Da auch Hirschberg in einer landwirtschaftlich geprägten Gegend liegt und auch wir schon Auswirkungen dem Klimawandels zu spüren bekommen haben, sollten uns die Sorgen der Farmer im globalen Süden nicht ungerührt lassen. Daher folgt hier eine eigene Übersetzung des Briefes (Quelle: https://www.fairtrade.org.uk/cop26-be-fair-with-your-climate-promise)
„Liebe Weltpolitiker
Wir schreiben Ihnen im Auftrag von 1,8 Millionen Fairtrade Farmern und Arbeiter*innen, die in der Landwirtschaft überall auf der Welt arbeiten. Wir erzeugen die Nahrung, die rund um die Welt von den Tischen verzehrt wird, aber auch andere wichtige Produkte. Aber unsere Fähigkeit dies zu tun wird außerordentlich gefährdet durch den rücksichtslosen Schaden an der Umwelt, verursacht durch jahrelang gebrochene Versprechen bezüglich der Klimakrise.
Sie haben versprochen, die Emissionen zu stoppen, die extreme Wetter hervorrufen, die unsere Felder an einem Tag austrocknen und am nächsten überfluten. Die Emissionen wachsen sogar gefährlich, während Ihre Anstrengungen dagegen zu schwach bleiben.
Sie haben versprochen, in Klimaschutz zu investieren, uns dabei zu helfen Nahrungsmittel anzubauen, unabhängig vom Wetter. Aber fast nichts davon erreicht uns.
Sie haben versprochen die Handelsbeziehungen zu verändern – vom Ausbeuter zum Partner. Aber Aktionäre verdienen Milliarden, während Millionen von Farmern weniger als einen Dollar pro Tag verdienen.
Die vergangenen Monate haben von Extremwetter zerstörte Ernten gezeigt, wie z.B. zerstörerische Fluten in Uganda, Dürre in Madagascar und Heuschreckenplagen auf dem ganzen afrikanischen Kontinent. In diesem Jahr erlebte Afrika seinen heißesten Januar und Juni seit Menschengedenken. In Zentralamerika haben die Hurrikans Eta und Iota Werte in Höhe von 2 Milliarden Dollar allein in Honduras zerstört, wodurch auch Fairtrade Farmer betroffen waren. Neue Voraussagen des Weltklimarates besagen, dass unsere Mitglieder in Indien sich auf extreme Hitzewellen, Trockenheit und sprunghaft steigende Regenfälle einstellen müssen. Dies alles schadet unseren Möglichkeiten, Nahrung für die Welt zu erzeugen. Unser Lebensunterhalt hängt von der Produktivität der Farm ab, die Armut wächst wieder unter uns. Aber die Auswirkungen gehen noch weiter: die Schäden an unserm Land und unserm Wasser erhöhen den Kampf um unsere Ressourcen und als Farmer und Arbeiter*innen sind wir mit weiter steigenden sozialen und wirtschaftlichen Spannungen konfrontiert.
Die Schäden betreffen überproportional Frauen in landwirtschaftlichen Haushalten, die zumeist den geringsten Lohn erhalten, obwohl sie unter den schwierigsten Bedingungen arbeiten. Unsere jungen Leute wollen unter diesen Bedingungen keine Landwirte mehr sein – und wer könnte es ihnen verdenken? Aber wer wird die Nahrung für die Welt erzeugen, wenn die neue Generation die Landwirtschaft als eine Armutsfalle ansieht?
Wir wollen aber noch eine andere Geschichte erzählen. Auf unseren Farmen weltweit können Sie schon die Veränderungen erkennen, die notwendig wären. Durch Baumpflanzungen kann Kakao vor zu starker Sonneneinstrahlung in Ghana geschützt werden, sie schützen Teeplantagen in Kenia vor Fluten und liefern Bienen mehr Futterquellen in Guatemala. Fairtrade Teams in Afrika und im Mittleren Osten, in Lateinamerika und in der Karibik, in Asien und im Pazifik teilen ihr Know-how mit den Farmer*innen, damit diese ihre Ernte schützen können.
Partnerschaften mit verantwortungsvolleren Kunden ermöglichen uns die Investitionen, die wir brauchen, um unsere Farmen resilienter zu machen und helfen uns die Emissionen bei Transport und in der Produktion zu stoppen. Dort, wo der Faire Handel schon in unsere Zukunft investiert, indem er faire Preise und eine Fairtrade Prämie zahlt, wächst unsere Resilienz schon merklich.
Jedoch muss diese wichtige Arbeit bezahlt werden. Z.B. die Baumpflanzungen zwischen den Kaffeebüschen können Schatten spenden und so Ernteausfälle und Flutschäden vermeiden. Diese Investitionen machen die Produktion teurer. Aber wenn die Farmer noch nicht einmal ihren eigenen Lebensunterhalt bestreiten können, wie sollen wir auch noch diese wichtigen Veränderungen finanzieren?“
Der nächste Verkauf von Waren aus Fairem Handel durch die Eine-Welt-Gruppe findet statt am 6. November von 9 – 13 Uhr auf dem Samstagsmarkt in Leutershausen.
Zum Vormerken: Rund um den Einwohnertag wird eine Ausstellung zum Thema „Agrarökologie“ im Rathaus und beim Einwohnertag selbst gezeigt.
Artikel aus dem Mitteilungsblatt Nr. 43, 29.10.21