E-Mail von Caro, einer freiwilligen Helferin im Kinderheim

Extrema, 25.10.2010

Liebe Christine,

ich habe jetzt schon so lange nicht mehr geschrieben, weil ich die letzten 10 Tage in Extrema war. Dort bin ich auch eure Geschenke losgeworden. Carioca hat sie alle entgegengenommen und hat sich sehr gefreut. Auch von Rafa soll ich dir einen ganz, ganz dicken abraço schicken!

Die Zeit bei Oscar war mal wieder wundervoll. Nun da die Missionarios weg sind, kommt die Freude wieder zurück ins Waisenheim und unser Paradies scheint sich zu erholen. Die Monitore sind leider teilweise noch etwas verloren, aber die sind ja auch fast alle noch sehr neu, nur Bis und Antonio sind schon länger da und man kann halt einen Vater Leo z.B. nicht so einfach ersetzen, aber sie geben sich Mühe und sind sehr nett.

Die Regeln wurden ziemlich angezogen, aber die Raufbolde finden wie immer einen Weg, diese Regeln zu umgehen. Viele der Kinder nehmen, wegen der neuen Gesetze nun an Reintegrations- und Adoptionsprozessen teil, aber sie haben Mitspracherecht und können sich dagegen wehren – wenigstens das …

Da nur noch die Kinder den Schulbus benutzen dürfen, habe ich auch ein paar Nächte bei Beth geschlafen … ich wollte auch unbedingt die großen Jungs sehen. Ich habe auch wirklich geschafft fast alle von Ihnen zu sehen und sie scheinen alle ganz gut klar zu kommen. Außerdem habe ich mit Carioca und den ganzen Großen in der Stadt Capoeira trainiert.

Ja der Abschied war mal wieder tränenreich – aber das kennt man ja von mir.

Nun eine genauere Beschreibung des Aufenthaltes im Waisenhaus:

Ich bin letzten Donnerstag nach der Uni nach Extrema gefahren und habe dort mal wieder eine wundervolle Zeit verbracht. Da die Kinder am Freitag schulfrei hatten, konnte ich direkt den ganzen Freitag komplett mit den Kindern verbringen. Sie haben ein Spiele-Championat veranstaltet und der erste Preis war ein Besuch in der Pizzeria. So wurden den kompletten Freitag und noch den ganzen Samstag die verschiedensten und verrücktesten Spiele gespielt. Das Schlimmste war wohl, wer eine komplette Zwiebel am schnellsten verdrücken konnte – oh Mann, haben die danach gestunken.

Am Sonntag war ich dann mit den großen Jungs beim Sitio der Psychologin. Das Haus liegt an einem riesengroßen See und wir sind den ganzen Tag geschwommen und Kajak gefahren.

Am Montag bin ich dann in die Stadt, um auch die ganzen Jungs in der Stadt treffen zu können. Da nur noch die Kinder den Schulbus benutzen dürfen, habe ich dann direkt zwei Nächte in der Stadt verbracht, morgens war ich die Kinder in der Schule besuchen und die Nachmittage und Abende habe ich mit den Jungs verbracht. Bruno hat uns alle zum Mittagessen eingeladen und uns bekocht, wir waren Pizza essen, Billiard spielen, bei Cariocas Capoeira Training und und und.

Mittwoch hat mich Buda dann wieder hoch ins Waisenhaus gefahren und dort wurde ich direkt als Geometrie-Lehrerin eingestellt. Einige der Kids hatten wegen Regen eine Mathearbeit verpasst und nun stand die nächste an, die sie mit der Höchstpunktzahl bestehen mussten, um nicht in die Nachprüfungen zu müssen. Und erstaunlicherweise sind doch noch einige Sachen aus dem Matheunterricht der 7. Klasse hängengeblieben – ja hätte ich auch nicht gedacht 🙂

Nach einer weiteren Geometriestunde am Donnerstag bin ich nachmittags wieder in die Stadt runter, um mit den Jungs und Carioca Capoeira zu trainieren, abends hatten wir dann noch eine kleine fröhliche Runde bei Beth, bis ich dann sehr spät und todmüde ins Bett gefallen bin.

Nach einem entspannten Freitagmorgen bei Beth – den Max für sich beansprucht hatte – er meinte er hat Anrecht auf einen eigenen Caro Tag – hat mich Lukas dann wieder hochgefahren und dort gings dann direkt wieder mit Geometrie weiter. Jaja, ich war wirklich fleißig. Abends haben wir dann Brettspiele gespielt.

Am Samstagmorgen waren die ganzen großen Jungs dann im Waisenhaus vereint, weil dort ein Infotermin wegen Stipendien war. So hatte ich alle meine Lieben auf einen Haufen – was meinen Abschied nicht gerade erleichtert hat. Unter Tränen habe ich mich mal wieder von allen verabschiedet und bin mittags mit Oscar in die Stadt. Dort habe ich dann den Nachmittag mit Max bei Beth verbracht, bis mich Bocao dann abgeholt hat und zum Bus gebracht hat. Auf halbem Weg ist uns dann noch der Käfer verreckt und ich habe gerade noch so meinen Bus nach Belo Horizonte bekommen.

Abraço,

Caro