Für mehr Gerechtigkeit sorgen, WN 24.3.10

Renate Schäfers (links) und Bärbel Bohn (rechts) stellen den Hirschberger Kindern den "Eine-Welt-Laden" vor
Renate Schäfers (links) und Bärbel Bohn (rechts) stellen den Hirschberger Kindern den “Eine-Welt-Laden” vor (Bild: Arnold)

Für mehr Gerechtigkeit sorgen

Leutershausen. Kann man aus Papier, Stoffresten, Wollknäuelen, Watte und alten Dosen einen Fußball basteln – und zwar ohne weitere Hilfsmittel? Das probierten die Kinder beim Schmöker-Treff im katholischen Gemeindehaus in Leutershausen aus. Und siehe da, auch wenn das Basteln für ein modernes Kind mit Anfangsschwierigkeiten verbunden war: Nach zehn Minuten hatten alle ihren Ball hergestellt. Der sah kreativ aus und besonders toll war, dass man damit auch schießen und werfen konnte. Mit dieser Aufgabe wollten die beiden Damen vom “Eine Weit-Laden”, Renate Schäfers und Bärbel Bohn, auf Kinder in den Entwicklungsländern aufmerksam mac;hen, die ihre Spielsachen nicht einfach im Laden kaufen können. Sie berichteten, dass in vielen Ländern bereits Kinder zur Arbeit gezwungen werden, sodass sie keine Schule besuchen können.

Spielplatz und Schule statt Arbeit

Um diesen Kindern eine Zukunft zu geben und den Arbeitern in den Entwicklungsländern einen gerechten Lohn zu garantieren, haben sich Handelsketten mit dem Ziel zusammengeschlossen, für mehr Gerechtigkeit zu sorgen. Um dieses Ziel zu erreichen, verkaufen “Eine Welt-Läden” Produkte aus fairem Handel und sorgen dafür, dass die Kinder eine Schule besuchen können. Sie kämpfen dagegen, dass Kinder arbeiten müssen und ausgebeutet werden, während sie in der Schule oder auf dem Spielplatz sein sollten. Wem war es bislang bewusst, dass die echten und teuren Fußbälle, mit denen auch die Profis kicken, aus Pakistan kommen und in mühevoller Handarbeit hergestellt werden? Dafür bekommen die Angestellten dann 50 Cent pro Ball. Schäfers und Bohn zeigten das Schicksal eines pakistanischen Jungen, der bereits als kleiner Junge gezwungen war, diese schwere Arbeit zu tätigen, um seine Familie mit zu ernähren. Seit jedoch die Produktion vom “Fairen Handel” kontrolliert wird, kann er eine Schule besuchen und arbeitet seit seinem 16. Lebensjahr nur noch einige Stunden freiwillig, um Geld für sein Studium zu verdienen. Die Leutershausener Kinder erfuhren, dass Mitarbeiter von “Fairem Handel”-Firmen diese Produktionsstätte regelmäßig kontrollieren, um Verstöße erst gar nicht aufkommen zu lassen. Was seien denn nun Produkte aus fairem Handel, wollten die Kinder wissen und durften daraufhin einen mit Lebensmitteln gefüllten Korb durchstöbern. Darin fanden sie Kaffee, derverführerisch durch die Vakuumverpackung duftete, Schokolade, Reis – garantiert ohne chemische Zusätze, viele Sorten Tee, Nüsse und herrlich fruchtig schmeckende getrocknete Mango, die sie auch probieren durften. Schäfers und Bohn informierten die Kinder über ihre Arbeit und darüber, dass sie den Verkauf dieser Produkte ehrenamtlich machen. Die Gewinne gehen an ein Kinderheim in Brasilien. Dort erhalten Straßenkinder ein Zuhause, besuchen die Schule und bekommen die Chance, zwischen vielen Freizeitbeschäftigungen zu wählen. Auf Bildern sahen die Kinder nur lachende und fröhliche Gesichter. Doch ohne die Hilfe und Spenden aus dem Verkauf beim “Eine Welt-Laden” hätten diese Kinder kaum eine Zukunft. Das gab den jungen Menschen in Leutershausen sehr zu denken. Sie haben ab jetzt vor, ihre Eltern beim Lebensmittelkauf auf die Produkte des “Fairen Handels” aufmerksam zu machen. greg

Artikel aus den Weinheimer Nachrichten vom 24.3.2010