Kleider machen Leute – welche Leute machen eigentlich unsere Kleider?

Unter diesem Thema fand am vergangenen Sonntag ein Familiengottesdienst in der Kirche statt. Die ökumenische Eine-Welt-Gruppe und die Konfirmandinnen und Konfirmanden hatten ihn gemeinsam in der Konfirmandenstunde vorbereitet.

12 Kilo Kleidung hingen an einer Wäscheleine in der Kirche – so viel, wie jede und jeder von uns im Durchschnitt pro Jahr kauft. Ware im Gegenwert von 1.700 DM. Besonders die bei den Jugendlichen beliebten “Markenklamotten” kosten viel Geld.

Dass nur ein verschwind geringer Bruchteil dieses Betrages die Leute erreicht, die unsere Kleidung herstellen, das erfuhren die Gottesdienstbesucher/innen und -besucher am Sonntag. Unter welchen Bedingungen die meist ganz jungen Mädchen arbeiten müssen in den sogenannten “Billiglohnländern” Bangladesh, Taiwan, El Salvador usw. wurde von den Jugendlichen sehr eindrücklich vorgestellt.

Dem gegenüber gestellt wurde eine Szene aus dem Lukasevangelium: Jesus sieht beim Sabbatgottesdienst in der Synagoge eine Frau, die seit 18 Jahren gekrümmt war. Er ruft sie zu sich, legt die Hände auf sie und befreit sie von dem, was sie niedergedrückt hat. Sie kann wieder aufrecht gehen und dem Leben entgegenblicken. Gegen diese Heilung wird sofort Einwand erhoben, fand sie doch am Sabbat statt. Aber Jesus beschämt seine Kritiker, und das Volk freut sich über diese Heilung.

Was können wir dazu beitragen, dass sie jungen Frauen in den Bekleidungsfabriken ein menschenwürdiges Leben ohne Ausbeutung führen können? Auch darüber machten wir uns im Gottesdienst Gedanken. Mit “Kundenkarten” können wir im Einzelhandel darauf hinweisen, dass wir Waren kaufen möchten, die unter gerechten Bedingungen hergestellt werden. Auch Unterschriftenlisten an Firmen, die in den “Billiglohnländern” produzieren lassen, können ein Umdenken einleiten.
Als Zeichen der Verbundenheit mit den Näherinnen unserer Kleidung nähten wir aus Stoffstreifen ein buntes Band, das uns in der Kirche an diese Mädchen erinnern wird.
Ein schönes Ergebnis des Gottesdienstes war, darüber hinaus zu sehen, dass sich Jugendliche sehr für politische Themen interessieren, wenn sie spüren, dass sie etwas mit ihnen und ihrem Leben zu tun haben.

Bericht entnommen aus dem Mitteilungsblatt 8/01 vom 23.2.2001