E-Mail von Caro, die das Kinderheim mehrfach besucht hat

3.11.2011

Liebe Renate,

also das Waisenhaus hat sich alles in allem doch sehr verändert. Gerade im Vergleich zu meinem ersten Besuch in 2007. Die Missionare sind nun zwar wieder weg und es kam mir so vor, als ob keiner mehr einen Gedanken an sie verschwendet – diese Phase scheint endgültig überwunden zu sein. Aber natürlich merkt man, dass das jetzige Team noch nicht lange dort zusammen arbeitet. Es ist leider kein Vergleich zu früher, – als das alte eingespielte Team noch dort war. Aber die Monitore machen einen guten Job, auch wenn die Aktivitäten der Kinder sehr gelitten haben. Nach der Schule arbeiten sie, machen Hausaufgaben und abends schauen sie fern oder spielen Computerspiele – Mädchen getrennt von den Jungs – und auch innerhalb der Gruppen gibt es nicht mehr das schöne, aktive Leben wie früher mit Spielen, Sport, etc. Ich selbst habe mich diesmal auch dazu entschieden, bei einer ehemaligen Monitora in der Stadt zu wohnen und nur tagsüber hoch ins Waisenhaus zu fahren.

Um ehrlich zu sein, habe ich von den neuen Gesetzen im Waisenhaus nicht viel gespürt. Ich habe von Problemfällen oder Abschieden, aufgrund der neuen Gesetze, nichts mitbekommen. Ich habe auch von keinem erfahren, der deshalb wirklich das Waisenhaus verlassen musste. Ich habe aber mit Oscar selbst nicht darüber gesprochen – ich kann nicht sagen, inwieweit er damit zu kämpfen hatte.

Außerdem hat Igor de Kort, der holländische Clown, der immer das Zirkusprojekt leitet, ein Haus in Extrema gekauft und lässt dort die 16 und 17-Jährigen wohnen. Es kann natürlich gut sein, dass er die Regelungen damit gut abfedern konnte. Die (bis jetzt nur) Jungs dürfen in dem Haus wohnen und zahlen monatlich 100 Reais Miete. Die Miete, sowie das Haus übrigens auch, wird von Bis und Antonio (den ältesten Monitoren vom Recanto) verwahrt und wird den Jungs bei ihrem Auszug – wenn alles in einem guten Zustand hinterlassen wird – zurückgezahlt. Ich muss sagen, dass ich diese Idee sehr gut finde und dass Igor den Jungs damit eine Riesenchance gibt. Die Jungs sind umheimlich ordentlich, passen gut auf die Sachen auf und haben ihr Leben wirklich gut im Griff – so habe ich es zumindest empfunden. Wenn Igor da ist, ist er ihnen auch eine unheimlich Stütze und bringt ihnen Kochen bei, etc. – Sachen die ihnen im Recanto leider immer noch nicht beigebracht werden.

Liebe Grüße,

Caro